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Renaissance einer Totgesagten

Mitte Mai 2013 und nicht 1973, wie man vielleicht fälschlicherweise meinen könnte, beschloss die Bundesregierung, das Verbot von Nachtspeicheröfen aufzuheben. Dieses hatte sie noch zu Zeiten der vorhergehenden großen Koalition selbst beschlossen. Diese Rolle rückwärts in der Energiepolitik führt zur Wiedergeburt (Renaissance) einer totgesagten, weil hochgradig ineffizienten  Heiztechnik. Jede moderne Öl-, Gas- oder Holzheizung hat bekanntlich einen bis zu dreimal besseren Wirkungsgrad.

Angela Renate (die Wiedergeborene bzw. Rückwärtsrollende) Merkel, rundet mit dieser energiepolitischen Geisterfahrt ihr Bild als Mutter der Ziel- und Konzeptlosigkeit ab. Wer noch einen weiteren Beweis der energiepolitischen Inkompetenz der gelb-schwarzen Bundesregierung gesucht hat, bekam ihn damit frei Haus geliefert: Anstatt die größten CO2-Einsparpotenziale im Bereich der Gebäudeheizung und Warmwassererzeugung zu heben, wird der Stromlobby ein weiterer Stein in den Garten geworfen.

Man setzt also auf Strom zum Heizen. Angeblich, um freie Stromspitzen im Netz zwischenzuspeichern. Um solarerzeugten Strom kann es sich nicht handeln.  Denn, wenn die Sonne in ausreichendem Maße scheint, wird nicht mit Strom geheizt – weder im Sommer noch im Winter. In den wenigen Winter-Sonnenstunden wird der Strom nicht fürs Heizen verwendet, weil in zunehmenden Maße zu wenig Strom im Netz vorhanden sein wird.

Bleibt also nur der Windstrom, der zur Beladung der Nachtspeicheröfen herangezogen werden könnte. Fragt sich nur, wofür man diese Energiequelle noch alles nutzen will? Dazu kommt erschwerend, dass die zur Verteilung des möglicherweise überschüssigen Stroms nötigen Leitungen nicht vorhanden sind, weder im Hoch-, Mittel- noch Niedrigspannungsbereich. Wenn man folglich die Dinosaurier der Heiztechnik im Gewand der Nachtspeicheröfen am Leben lassen bzw. wiederbeleben will, müßte man zwangsläufig den Ausbau der Stromverteilnetze zuerst in Angriff nehmen. Dieses strukturierte, logische Vorgehen ist aber der Bundesregierung seit Fukushima unbekannt. Es wird regiert nach dem Motto: Wer am lautesten schreit, wird als erstes bedient! Jeder Handwerksbetrieb weiß, dass er nicht lange am Markt bestehen wird, wenn er so seine Geschäftspolitik durchzieht. Anders die große Regierung! RWE schreit lautstark nach dem Kippen des Nachtspeicherverbots und Merkel, Altmeier & Co. reagieren einem Pawlowschen Reflex gleich.

Bis Windstrom im Überfluss im Netz zur Verfügung steht, werden wohl noch mindestens fünf bis sieben Jahre vergehen. So lange verkaufen RWE & Co. ungeniert ihren teuren und klimaschädlichen Kohlestrom, um die Nachtspeicheröfen zu beladen – nicht mehr wie früher zu gesplitteten Tarifen (Tag- und Nachtstrom)!

Wem nutzt also die Rückwärtsrolle? Den vier großen Stromlieferanten! Der Umwelt schadet der Rücktritt vom Verbot eindeutig, da gerade die Verstromung der Kohle die ineffizienteste und mit Abstand die CO2-intensivste ist!

Und was ist mit dem Nachtstromheizungsbesitzer? Der freut sich, dass er seine mög­licherweise asbest-schwangere Heizung nicht ersetzen muß. Er atmet dann weiterhin aus seiner Nachtstromheizung stammende, unsichtbare Asbestfasern ein und freut sich, dass er nichts ändern muß. Leider weiß er nicht, dass eingeatmete Asbestfasern eine Inkubationszeit von fünfzehn bis dreißig Jahren haben. Und er weiß auch nicht, dass der durch diese verursachte Lungen- bzw. Bauchfellkrebs in den meisten Fällen binnen sechs Monaten zum Tod führt. Dafür gibt es aber andere, die wiedergeboren werden (z.B. A. Renate Merkel nach der nächsten Wahl?) – leider ist die Wiedergeburt tödlich erkrankter Nachtspeicherheizungsbesitzer empirisch nicht belegt! Ein bisschen Schwund ist immer...

Es lebe die Energiewende! Aktionismus pur! Nach dem Motto: Als wir das Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir die Geschwindigkeit. In diesem Sinne ruft Ihnen Ihr SHK-Radar zu: „Volle Kraft voraus“ (sagte das nicht auch Kapitän Schettino letztes Jahr, als die Costa Concordia die Insel Giglio „passierte“?).

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