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Interview

Raum sinnvoll nutzen

SBZ: Schätzen Sie mal: Wie hoch ist der Anteil an Kleinbädern unter Ihren Aufträgen? Ist da ein Trend auszumachen?

Nicola Stammer: Tja, das ist schwer zu sagen. Sicher ist gerade bei Sanierungen der Anteil an kleinen Bädern hoch, oft aber gibt es gerade hier die Möglichkeit, das vorherige Mini-Bad durch die Hinzunahme von Nachbarräumen zu vergrößern. Tendenziell würde ich sagen, dass ab einem gewissen Preisniveau im Neubau die Bäder endlich mehr an Bedeutung gewinnen und größer werden. Leider allerdings nicht unbedingt besser von der Aufteilung her.

SBZ: Was ist leichter zu planen: Ein Kleinbad oder ein Bad in „normaler“ Größe?

Stammer: Ein Kleinbad stellt den Planer meist vor die Herausforderung, dass für die Anordnung der Objekte nicht viel Spielraum beziehungsweise Auswahl bleibt. Hier liegt das Talent in der richtigen Auswahl der Objekte, millimetergenauer Planung und der Wahl der Materialien. Bei „normaler“ Größe dagegen besteht die Gefahr, dass der Bauherr die Größe überschätzt und ein Wunschkonzert an die Ausstattung aufstellt. Denn mehr m² ist ja nicht unbedingt gleichbedeutend mit mehr Positionierungsmöglichkeiten von Objekten. Oft spielt sich das Mehr an m² ja nur in der mittig verbleibenden Freifläche ab, die dann doch wieder zu wenig ist um ein Mehr an Objekten, Funktionalität und Komfort ermöglichen zu können. Da kann die Vorentwurfsphase zur Findung einer optimalen Raumaufteilung und Funktionalität schon mal viel Zeit kosten. Wichtig für ein funktionales Wohlfühlbad ist, einfach mal um die Ecke zu denken und sich von Standardlösungen frei zu machen – gerade bei wenig zur Verfügung stehenden m² oder ungünstigen Raumschnitten.

SBZ: Wäre es nicht viel effizienter, im Kleinbad einfach eine 08/15-Lösung anzusetzen?

Stammer: Effizienter vielleicht, das würde aber meinem Anspruch nicht entsprechen. Wie gesagt, bleibt bei Kleinbädern oft ja nur eine 08/15-Anordnung übrig, aus Platzmangel oder den technischen Gegebenheiten geschuldet – die Kunst liegt dann in der gestalterischen Ausformulierung und im Detail. Bei genügend Raumbreite kann man schon durch das Abweichen von Standartanordnungen wie „immer an der Wand entlang“ einen Mehrwert erreichen. Zum Beispiel durch Querstellen des Waschtischmöbels.

SBZ: Wie fangen Sie Kunden ab, deren Wünsche weit über die eigentlichen Raumkapazitäten hinausgehen?

Stammer: Durch erklären und eventuell das Zeigen von Beispielen. Meist geht es ja bei Kleinbädern um den Wunsch einer großzügigen Dusche und Wanne, was beides nicht gleichzeitig umzusetzen ist. Schon im Erstgespräch frage ich daher bei kleinen Räumen, welche Prioritäten gesetzt werden. Gerne hinterfrage ich einfach, wie oft denn die Wanne wirklich genutzt wird und wofür. Gleiches gilt für den Waschtisch, um herauszufiltern, ob es ein schmalerer sein kann oder ob zwei Becken wirklich notwendig scheinen. Wichtig ist es einen Dialog zu führen und nicht einfach nur zu sagen „geht nicht“.

SBZ: Mit welchen Kniffen lässt sich generell mehr Raum für die Planung erreichen? Wäre es zum Beispiel ratsam, die Tür nach außen hin zu öffnen statt nach innen?

Stammer: Also grundsätzlich lässt sich mehr Raum nur durch die Hinzunahme von Raum erreichen. Der Kniff ist: Den Raum sinnvoll zu nutzen durch die richtige Platzierung und Wahl der Objekte, dazu sind Bewegungsabläufe und Bewegungsflächen zu optimieren. In diesem Sinn ist eine nach außen aufschlagende Tür sinnvoll, umgekehrt gilt für Duschtüren, das ein Pendelbeschlag mehr Bewegungsfreiheit bietet, er gewährt zeitgleich ein besseres Durchlüften des Duschbereiches. Bodengleiche Duschflächen können meist als komplette Bewegungsfläche mit genutzt werden.

Schmalere Waschtische ermöglichen zum Beispiel mehr Bewegungsraum. Da heute meist keine Oberkörper- oder Wäschewaschungen in diesen vollzogen werden, wird die Tiefe nicht mehr gebraucht. Hier sollte aber mit den Bauherren die tatsächliche Nutzung des Waschbeckens besprochen werden. Abgerundete Ecken, zum Beispiel bei Waschtischen und Wannen, minimieren nicht nur die Stoßgefahr in kleinen Räumen sondern ermöglichen manchmal auch erst das Öffnen einer Tür. Außerdem wirken diese gefälliger und nicht so raumgreifend.

SBZ: Welche optischen „Tricks“ sollte man unbedingt berücksichtigen?

Stammer: Schlauchbäder lassen sich zum Beispiel durch das Querstellen von Objekten optisch verkürzen. Große Spiegelflächen, ruhige Oberflächen und Materialien einer Farbfamilie lassen den Raum größer wirken. Und: Bei schmalen Schlauchräumen die Bodenfliesen quer verlegen, dann wirken Sie breiter. Dunkle „Wände“ treten optisch zurück, sind aber nicht jedermanns Geschmack.

Außerdem finde ich: Licht ist nicht nur notwendig als Beleuchtung, es sollte als Gestaltungselement eingesetzt werden.

SBZ: Was ist ein absolutes „no-go“ für Sie?

Stammer: Der erste Blick, der beim Öffnen der Badezimmertür direkt auf die Toilette geht – das ist leider nicht immer vermeidbar, aber es kommt öfter vor als notwendig.

SBZ: Frau Stammer, vielen Dank für das Gespräch.

Info

Serie: Kleinbäder planen

Bei der Badmodernisierung stellen gerade Kleinbäder eine große Herausforderung dar. Unsere Bad-Expertin Nicola Stammer zeigt in dieser und in den kommenden SBZ-Ausgaben mit dem Schwerpunkt Badwelt, wie Planer auch kniffelige Fälle zu einem ansehnlichen Ergebnis bringen.

21/2016: Schlauchbäder

24/2016: Vom Gäste-WC zum Familienbad

03/2017: Barrierefreier Badumbau

Sie greift dazu auf reale Planungsbeispiele mit Vorzeigecharakter zurück.

Tipp

Alles auf einen Blick

Auf der SBZ-Homepage gibt es ein ausführliches Dossier zum Thema Badplanung. Ob Gäste-WC, Sauna, Bäder im Dachgeschoss, sehr große, sehr kleine, sehr schmale oder barrierefreie Bäder – hier finden Bäderbauer nützliche Artikel zu den Themen Raumaufteilung, Farbgestaltung, Einrichtungstrends und -stile. Die Sammlung wird ständig aktualisert durch Artikel aus der gedruckten SBZ.

www.sbz-online.de/dossiers

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