Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Bäder, fast so groß wie ein Appartement

Wieso Herausforderung? fragt sich der eine oder andere – ist doch endlich genug Platz, um keine Kompromisse eingehen zu müssen! Was ja leider Alltag bei Standardbadezimmern von 6 bis 10 m² ist. Ob eine Wanne zusätzlich zur Dusche und/oder zwei Waschbecken noch Platz finden und das WC separiert werden kann, sind bei kleinen Bädern wohl die häufigsten Probleme. Wo soll also das Problem bei Räumen von 20 m² aufwärts liegen?

Bei der nötigen Standfläche für die Objekte wohl nicht. Die Herausforderung liegt in den Räumen selber: Man stelle sich einen 20 bis 30 m² großen Raum vor, in dem alle Objekte herkömmlich an den Wänden entlang montiert sind. Eine riesige ungenutzte Freifläche in der Mitte wäre die Folge – von Gemütlichkeit und Raumeffizienz keine Spur. Also muss der Raum in seiner gesamten Fläche gegliedert werden. Um ein großes Bad nicht nur von den Handlungs- und Bewegungsabläufen optimal zu planen, sondern auch eine Wohlfühl-Atmosphäre zu schaffen, gibt es verschiedene Möglichkeiten der räumlichen Gliederung unter Einbindung der gesamten Fläche. Freistehende Wannen gehören hier zum Standard, ebenso das Positionieren von halbhohen Wänden zur Raumgliederung, Installationsaufnahme und Platzierung von wandhängenden Objekten (wie zum Beispiel Waschtisch und/oder WC und Bidet). Dies ist eine Möglichkeit, aber optisch nicht immer die schönste.

Objekte statt eingestellter Wände

Viele moderne, puristische Neubauten bestehen überwiegend aus Glas. Daraus ergibt sich ein Innenraum, dem ein Großteil an Wandfläche verloren geht. Meist bodentiefe Fensterfronten über mindestens eine Raumbegrenzung sind die Folge moderner Architektur, mit der Innenraumgestalter im Bad konfrontiert werden. Plötzlich scheint seine Größe sich relativiert zu haben. Wohin also mit den wandhängenden Objekten und den notwendigen Installationen? Neue Wände würden den Grundgedanken dieser transparenten Architektur, die Einbeziehung der Außenwelt, zerstören. Vorausgesetzt, sie gewährleistet genügend Intimität trotz Glasfronten – denn gewünscht ist der Ausblick und nicht der Einblick für Fremde. Eine freistehende Wanne scheint selbstverständlich – denn was kann es Schöneres geben, als beim abendlichen Entspannungsbad den Ausblick zu genießen. Auch beim morgendlichen Duschen soll der Blick in die Ferne schweifen können.

Raummitte füllen statt Wandbestückung

Im Beispiel auf Bild 2 und 3 sind alle Objekte – bis auf das separierte WC und Bidet – axial in die Raummitte gewandert und die Verkehrswege mit 1 m Breite liegen außen. Dabei ist der Duschbereich für zwei am Ende an der raumbegrenzenden Wand platziert, die alle notwendigen Installationen aufnimmt. Die Dusche ist fast wie eine Waschstraße angelegt: trocken auf der einen Seite rein und nass auf der anderen heraus. Eine klare, großzügige und somit ruhige Raumgliederung, passend zu der Architektur.

Es muss aber nicht immer eine freistehende Wanne vor das Fenster – sei es aus technischen oder gestalterischen Gründen. Bild 4 zeigt, dass mit ein paar kreativen Ideen auch wandgebundene Wannen vor Fenstern eingesetzt werden können. Eine etwas über die Wannenoberkante rausragende Wand wird zur dekorativen Ablage und seitlich über die Wanne hinaus dann zur Bank. So wird das Fenster in die Gestaltung mit eingebunden, denn leere Fensterfronten über eine ganze Raumbreite können zum Beispiel abends (wenn es draußen dunkel ist) wie ein unheilvolles, düsteres Loch wirken. Dann sind angeleuchtete Objekte davor oder Vorhang & Co eine schöne Lösung.

Optische Gliederung in Nutzungsbereiche

Bei Umbauten wird immer häufiger ein Nachbarraum hinzugenommen, um dem Badezimmer mehr Raum geben zu können. Hier können aus technischen Gründen nicht immer wasserführende Objekte im Raum platziert werden. Im Beispiel auf den Bildern 5 bis 7 wurden der Duschbereich und eine Bank als raumgliedernde Elemente genutzt. Eine optimale Gliederung nach Nutzungsabläufen: im Eingangsbereich ein großzügiger Doppelwaschtisch und Stauraum sowie das abgeteilte WC und der Duschbereich als täglich und am häufigsten genutzte Objekte. Im hinteren Bereich die Ruhezone mit Sauna, Wanne und Liegestuhl sowie angegliedert die Terrasse zum Luftbaden nach einem Saunagang. Bewusst wurde hier durch Bodenbelagswechsel die Zonierung in Aktiv- und Ruhezone hervorgehoben. Während im vorderen aktiven Bereich Fliesenboden liegt, wird der Ruhebereich mit einem Holzboden wohnlich, warm und gedämpfter in der Atmosphäre. Dies hat nicht nur optisch eine Wirkung sondern auch psychologisch: Geist und Körper wird signalisiert, dass sie sich in den Entspannungsmodus begeben sollen. In der Gastronomie und im Ladenbau wird dieses Mittel der unbewussten Beeinflussung gerne eingesetzt: Damit zum Beispiel der Gast im Restaurant nur während der notwendigen Verzehrzeit den Sitzplatz belegt und schnell Platz für einen neuen zahlenden Kunden macht, darf die Atmosphäre nicht allzu gemütlich sein.

Wandverlust die Zweite

Der Wunsch nach großzügiger, lichtdurchfluteter Architektur, kombiniert mit flächeneffizientem Bauen, lässt Räume zusammenwachsen, denn jeder Quadratmeter kostet. So werden immer häufiger – vor allem bei Sanierungen/Umbauten – Master-Bad und Schlafzimmer vereint. Die trennende Wand wird eliminiert und so verliert das Badezimmer eine Objekt- und Installationswand (Bild 8). Dieser Trend birgt jedoch einige Probleme, welche nicht außer Acht gelassen werden sollten: Wird zum Schlafen eine ideale Raumtemperatur zwischen 14 bis 18 °C empfohlen, liegt die gewünschte Badezimmertemperatur dagegen mindestens bei 24 °C. Zudem können bei Paaren – vor allem mit unterschiedlichen Tagesrhythmen – Schlafbeeinträchtigungen die Folge sein. Wenn ein Partner später zu Bett geht oder früher aufsteht, liegt der schon oder noch Schlafende ja sozusagen im Badezimmer, während der andere duscht, sich die Zähne putzt oder seine Notdurft verrichtet. Eine klimatische und akustische Trennung dieser beiden Bereiche ist also unverzichtbar. Glasabtrennung ist hier das Zaubermittel, wobei Ganzglasanlagen in beiden Punkten schwächer als Rahmenglasanlagen sind, besonders im Türbereich. (siehe Artikel SBZ 18/2010 „Zug in der Dusche und klamm im Bett?“) Als Fazit bleibt: Es fehlt im Bad eine Installationswand!

Raummitte als Ruhepol

Sessel oder Sofalandschaften lassen sich hervorragend als Ruhe- und Entspannungszonen einbinden. Überhaupt werden viel zu selten Sitzgelegenheiten im Bad eingeplant – unabhängig davon, ob es sich um ein Bad mit Wellnessangebot handelt oder nicht. Ob nach dem Duschen oder Baden zum Eincremen, als Ablage für Kleidungsstücke oder zum Entspannen nach einem heißen Bad oder Saunagang – eine Sitzgelegenheit ist ein willkommener Mehrwert. Gerade bei großen Bädern bietet loses Mobiliar eine Möglichkeit, den Raum wohnlich zu gestalten, besonders wenn zum Beispiel aus technischen Gründen eine freie Sanitärobjektplatzierung im Raum nicht möglich ist. Hierbei kommt es bei der Wahl der Möbel sehr auf den Raum und die Nutzer bzw. Nutzung an: Sollen sie zum Entspannen und Liegen nach einem Saunagang, zum Maniküren, Lesen oder zum kommunikativen Austausch dienen? Wird das Bad vielleicht sogar zum zweiten Wohnzimmer mit Fernseher und/oder Kamin als ganz privater extravaganter Rückzugsbereich (Bild 1), so wächst es über sein profanes Image als Ort der Hygiene hinaus.

Auch wenn Sie Bäder planen und nicht Möbellieferant sind, sollten zumindest Platzhalter eingezeichnet oder im besten Fall natürlich Möbel vorgeschlagen werden – denn es handelt sich ja um ein gestalterisches Gesamtkonzept. Auch muss planerisch überprüft werden, welche Möbel dem Platzangebot entsprechend passen würden.

Glasarchitektur de luxe

Im schlimmsten Fall steht sogar nur eine Wand zum angrenzenden Raum zur Verfügung (die seitliche Holzwand auf Bild 9 ist nur ein schiebbarer Sichtschutz). Diese muss dann in der Regel Dusche und Waschplatz aufnehmen und eventuell noch WC und Bidet, wenn diese nicht separiert sind. Optisch eine nicht gerade reizvolle Aneinanderreihung und wenn die Wand nicht lang genug ist, stellt sich ohnehin die Frage, ob zusätzliche Wand gestellt wird oder welches Objekt in den Raum wandert. Die Dusche benötigt ein Element zur Aufnahme der Armaturen, der Handbrause und zur Platzierung von Duschzeug, desweiteren – je nach Raumangebot – einen Spritzschutz. Einfacher scheint doch da die Positionierung der Wanne und/oder des Waschplatzes im Raum. Das Beispiel (Bild 9) zeigt eine freistehende Wannen-Waschtischkombination, die Wanne versteckt sich sichtgeschützt direkt hinter dem Waschplatz. Eine im Waschtisch integrierte Installationsebene macht das zusätzliche Stellen einer halbhohen Wand unnötig. Durch das Zusammenfassen zu einem zentralen Objekt bleibt ein großzügiges Raumgefühl erhalten. So entsteht eine klare, puristische Optik. Netter Nebeneffekt: Hier ist auch der Blick vom Waschplatz frei in die Natur.

Ausblick kontra Einblick

Wo bleibt aber die Intimität eines Badezimmers als Ort der Nacktheit bei solchen modernen Glaskuben beziehungsweise bodentiefen Fensterfronten? Denn selten stehen diese in endloser Landschaft, sondern in Städten beziehungsweise Wohngebieten und bieten ungehinderte Einblicke. Nicht jedermann (-frau) möchte dem Nachbarn und Passanten seinen von Gott gegebenen Körper präsentieren.

Sind keine außenliegenden Jalousien vorhanden (eher selten), muss im Gestaltungskonzept ein mobiler Sichtschutz zur Wahrung der Intimität berücksichtigt werden. Dabei ist zu beachten, dass dieser eine entscheidende Wirkung auf den Raum ausübt, je größer der Anteil an Fensterfläche ist. Besonders wenn Fenster nicht die ganze Wandlänge einnehmen, ist es besonders schön, wenn die Fensterdekoration sich nicht nur auf das Fenster beschränkt, sondern sich auf die ganze Wandfläche erstreckt. Bild 10 zeigt die ruhige Raumwirkung, wenn wie im Beispiel der Vorhang nicht nur seitlich das Fenster einrahmt – oder wie hier den Zugang zum vorgelagerten Wintergarten –, sondern über die gesamte Wandlänge geht. Selbst bei allein stehenden Häusern ohne Fremdeinsicht sollte eine Möglichkeit der Abschottung geschaffen werden, denn manchmal möchte man vielleicht einfach nur das schlechte Wetter oder zu viel Sonnenlicht aussperren. Die Hersteller von Fensterdekorationen und die Stoffindustrie bieten eine Vielzahl schöner Lösungen an. Von Jalousien, Schiebegardienen, Vorhängen und Rollos, die in Nuten von abgehängten Decken oder Lichtvouten eingelassen sozusagen unsichtbar bleiben. Bei der Stoffwahl kommt es vor allem auf die Lage des Fensters und somit den Tageslichteinfall und die Sonnenintensität an. Von halbtransparenten Stoffen oder Stoffen mit transparenten Motiven über ausgestanzte Grafiken für Tageslicht trotz Intimität bis hin zu Verdunklungsstoffen ist die Auswahl riesig. Ein netter Nebeneffekt ist, dass durch Stoffflächen sich auch die Akustik in Räumen mit überwiegend glatten Flächen verbessert.

Fazit

Zu einer besonderen Architektur gehören auch besondere Badkonzepte. Das Aufbrechen und Auflösen gewohnter Raumstrukturen – sei es durch bodentiefe Glasfronten oder Zusammenlegung von Bereichen – erfordert auch bei der Badplanung die Abkehr von standardisierten Planungsmustern. Große Räume müssen sozusagen mit Leben gefüllt werden für ein wohnliches Raumgefühl und das bedeutet, die Fläche als ganze muss gestaltet werden. Fallen Wände in der Architektur, sollten sich auch die Objekte in den Raum bewegen.

SBZ Checkliste

Freistehende Objekte Für eine Wohlfühlatmosphäre nicht alle Objekte an Wänden positionieren.

  • Raummitte in die Planung einbeziehen.
  • Objekte wie Wanne und Waschplatz eignen sich besonders zur freien Platzierung im Raum.
  • Herstellermöbel bieten integrierte Installationsebenen, so kann auf halbhohe Wände verzichtet werden.
  • Prüfen, ob die Ab- und Zuleitungen bei freistehenden Objekten über den Boden (Estrich) erfolgen kann.
  • Auf genügend seitlichen Abstand/Verkehrsweg zu anderen Objekten, Wänden oder Fenstern achten.
  • Bedienbarkeit und Öffnungsradius der Fenster berücksichtigen.

Intimsphäre wahren

Glasarchitektur bietet Ausblicke, gewährt aber auch Einblicke.

  • Bei großen Fensterfronten sollte das WC sichtgeschützt sein.
  • Ist der Ausblick lohnenswert?
  • Können Nachbarn oder Passanten hereinschauen?
  • Existiert ein außenliegender Sicht- und/oder Wärmeschutz?
  • System des Sichtschutzes auf die Innenarchitektur abstimmen.
  • Auf die Außenwirkung (Fassadenansicht) achten.
  • Sichtschutzmaterial bedarfsgerecht (Licht- und Wärmeschutz) auswählen.
  • Halbtransparente oder gestanzte Stoffe bieten Lichteinfall, Ausblick, Intimität.

Wenn freistehende Sanitär-Objekte nicht möglich sind

Wenn aus technischen Gründen keine Zu-und Abwasserleitungen im Estrich verlegt werden können:

  • Behutsam neu zu stellende Wände planen, unter der Berücksichtigung der vorhandenen Architektur.
  • Wandgebundene, in den Raum ragende Objekte wählen, bei denen die Ab- und Zuleitung über die Wand erfolgt.
  • Feste Einbauten, die in den Raum greifen (zum Beispiel Bänke), verwenden.
  • Loses Mobiliar (Sessel, Sofas) im Raum platzieren.
  • Freistehende Saunen als Raumteiler verwenden.

Schlafen und Bad vereint

Mehr Licht und Großzügigkeit kontra Temperaturunterschied und Intimsphäre.

  • Temperatur und akustische Trennung berücksichtigen, zum Beispiel mittels Glas.
  • Im Badezimmer mindestens 24 °C gegenüber 14 bis 18 °C im Schlafbereich.
  • Vorher fensterlose Räume erhalten Tageslicht und Ausblicke.
  • Davor innenliegende Bäder können mit Tageslicht versorgt werden.
  • Vorhänge oder Jalousien etc. zur optischen Trennbarkeit zur Wahrung der Intimsphäre und zur gesonderten Verdunkelung des Schlafbereiches einsetzen.
  • WC räumlich und akustisch separieren.
  • Bad-Zuwegung möglichst separiert, nicht nur durchs Schlafzimmer.

„Außergewöhnliche, nicht dem Standard entsprechende Situationen erfordern außergewöhnliche Lösungen. Auch die Handwerksbetriebe müssen sich der Raumarchitektur stellen und korrespondierende Lösungen anbieten.“

Jens Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft

Kommentar

Die Vorteile erkennen

Für Waschplätze im Raum benötigt man halbhohe Wände. Hierzu können Vorwandinstallationselemente zum Einsatz kommen, aber viel häufiger sind mehrere Gewerke nötig – vom Maurer über Putzer bis hin zum Fliesenleger oder Maler. Die Folge ist ein höherer Koordinierungs- und Zeitaufwand. Auch die Fehlerquellen potenzierten sich: Höhe, Position und Lotrechte der Wand oder falsche Steckdosenpositionen bis hin zum Fliesenraster. All das minimiert sich gegen null bei freistehenden oder seitlich wandgebundenen Waschtischmodulen. Ebenso entfällt der Konstruktionsaufwand bei Individuallösungen durch den Tischler. Zudem kann der Kunde die Objekte nun vorher sehen und anfassen – die Aussage „Das habe ich mir aber anders vorgestellt“ wird somit hinfällig. Außerdem bieten die Herstellerobjekte Prüfzeugnisse und Garantien. Wer sich sorgen um den Aufbau des Möbels macht oder unsicher ist, kann bei den meisten Herstellern einen Montageservice buchen. So erhält der Installateur fachgerechte Hilfe beim Möbelaufbau.

Nicola Stammer

Autor

Nicola Stammer ist diplomierte Innenarchitektin. Schon zweimal konnte sie als Siegerin des SBZ-Bad-Kreativ-Wettbewerbs überzeugen und wurde 2010 in die Jury berufen.

Nicola Stammer

21365 Adendorf

Telefon (0 41 31) 18 88 19

innenarchitektur@nico-stammer.de

www.nico-stammer.de

Tags