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Mars macht ­mobil

Man stelle sich vor, der längst stattfindende Klimawandel wäre eine gemeine Idee der grünen Marsmännchen, um neuen Lebensraum auf der Erde für Außerirdische mit drei Glupschaugen und langen Tentakeln am Körper zu schaffen. Nach jüngsten Kenntnissen von NSA, KGB, BND und anderen Spürnasen dieser Welt läge die Wahrscheinlichkeit bei 95 %, dass von irgendwo im Weltall unser Klima umprogrammiert wird, damit die Menschen durch Kreislaufkollapse, Missernten, Naturkatastrophen und ansteigende Meeresspiegel allmählich wegsterben, verhungern und absaufen ... Nun ja, eben wie die Eis­bären auf den sprichwörtlich wegschmelzenden Eisschollen.

Unvorstellbar, dass man angesichts dieser Bedrohung zwanzig Jahre lang in so endlosen wie fruchtlosen Marsmännchen-Konferenzen darüber debattiert, welche Supermacht auf dieser Erde nun endlich bereit ist, damit anzufangen, ein großes Raumschiff zu finanzieren und zu bauen, um damit das Weltall zu bombardieren. Keine Frage: Alle, die sich bis gestern noch misstrauisch gegenseitig ausspioniert haben, würden heute Schulter an Schulter zusammenstehen, um die Menschheit vor dem außerirdisch herbeigeführten Klimakollaps und die Erde vor der feindlichen Übernahme durch gebietshungrige Marsmännchen zu retten. Die Generäle und Verteidigungsminister dieser Welt würden darin wetteifern, wie der grüne Feind am effektivsten zu bekämpfen wäre und längst hätten die Weltraumteleskope ausgemacht, hinter welchem Stern sich die Schurken verstecken – und: Feuer frei!

Leider, leider ist der bedroh­liche Klimawandel aber mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit menschengemacht, und leider will das auf dieser Welt bis heute niemand so richtig wahrhaben. Weshalb sich die Weltgemeinschaft trotz besseren Wissens nun schon jahrzehntelang auf den Klimakonferenzen von Absichtserklärung zu Absichtserklärung schleppt und irgendwie zu hoffen scheint, dass die Bedrohung nicht so schlimm ist wie von den Forschern vorhergesagt. Jetzt gerade wieder in New York, wo sich 120 Staats- und Regierungschefs im UN-Hauptquartier trafen, um dem Kampf gegen die Erderwärmung einen neuen Schub zu geben.

Herausgekommen ist dabei erwartungsgemäß nicht viel, konkrete Zahlen und Vorgaben gab es kaum, dafür wieder jede Menge Versprechungen. Angela Merkel und die Präsidenten Chinas und Indiens müssen das irgendwie geahnt haben, denn sie flogen gar nicht erst hin und nutzten die Zeit – Merkel für eine wichtige Eröffnungsrede beim BDI. Wäre sogar vielleicht der beste Beitrag fürs Klima gewesen, den Flug und damit Kerosin und CO2-Ausstoß einfach einzusparen.

Doch stattdessen schickte sie die Bauministerin Barbara Hendricks und den Bundesentwicklungs­minister Gerd Müller auf den UN-Klimagipfel, die nach der Rückkehr eine positive Bilanz zogen: „Nur durch eine umfassende Partnerschaft von Industrie- und Entwicklungsländern, von Wirtschaft und Zivilgesellschaft kann es gelingen, die Menschheitsfrage des Klimaschutzes zu lösen. Der [...] Gipfel hat Hoffnung gemacht, dass dies gelingen kann.“ Aha! Na dann! Feuer frei! Dies meint zumindest

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