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Unternehmensnachfolge, Teil 8

Auf zu neuen Ufern

Wenn Sie in der Phase der Unternehmensübergabe angekommen sind, haben Sie und Ihr Nachfolger schon sehr viel erreicht. Rechtliche, finanzielle und steuerliche Fragen des Übergangs wurden geklärt und vereinbart. Sie konnten sich auf einen fairen Kaufpreis einigen und haben zusammen die Entwicklung und entsprechende Maßnahmen für die nächsten Jahre geplant. Mit einer klaren Zukunftsvision für die Firma, den neuen Chef und den Altunternehmer, haben Sie Ihre Mitarbeiter und Geschäftspartner über die anstehenden Veränderungen informiert. Nun ist es Zeit, die Übergabe zu vollziehen und den Staffelstab weiterzugeben.

Gemeinsame Übergangsphase

Wie das Thema Unternehmensnachfolge ist auch die eigentliche Übergabe ein Prozess. Es ist nicht zwingend notwendig, sondern eher schädlich, wenn der Altunternehmer die Firma von heute auf morgen sang- und klanglos verlässt. Entscheidend und wichtig ist, dass der Stabwechsel unverrückbar zeitlich fixiert und nach innen und außen sichtbar vollzogen und kommuniziert wird. Gerade weil in vielen familiengeführten SHK-Unternehmen der Inhaber seine Pläne und Visionen, seine Kontakte und Verbindungen in sich trägt und nicht, wie in größeren Unternehmen über entsprechende CRM-Systeme dokumentiert, bietet sich an, dass Alt- und Jungunternehmer eine vorher fest vereinbarte und definierte Zeit gemeinsam im Unternehmen agieren.

Die Übertragung des Wissens und der Erfahrungen des Vorgängers bedeuten einen erheblichen Vorteil, denn anders als bei einer Neugründung kann der Nachfolger tagtäglich aus dem reichhaltigen Erfahrungsschatz profitieren und seinen Vorgänger als Referenz und Türöffner nutzen. Neben der Einschätzung des regionalen Marktgeschehens bekommt der Nachfolger so die Gelegenheit, die Netzwerke des bisherigen Eigentümers kennen zu lernen und aktiv zu nutzen. Gleichzeitig vermitteln gemeinsame Auftritte bei Geschäftspartnern und Kunden Sicherheit und Kontinuität.

Wie in anderen Bereichen der Wirtschaft geht es auch hier um ein gewisses Maß an Psychologie. Selbst bei bester fachlicher und persönlicher Eignung des Nachfolgers muss beiden Parteien (Alt- und Jungunternehmer) daran gelegen sein, dass der Übernehmer mit positiven Eigenschaften wie Führungsstärke, persönlicher Integrität, Entscheidungs- und Fachkompetenz in Verbindung gebracht wird. Mit anderen Worten: Nutzen Sie gemeinsam die Zeit, um den Nachfolger aufzubauen und planen Sie gezielt gemeinsame Termine, bei denen Sie zuerst gemeinsam auftreten und im Laufe der Zeit die Präsenz des Nachfolgers zunimmt.

Ideales Konstrukt

In nahezu idealer Weise gelingt dies, indem der Nachfolger (egal ob interne oder externe Lösung) zuerst eine Position als Co-Geschäftsführer einnimmt. Beide Seiten können sich in einer klar definierten Übergangsphase kennen lernen und die Geschicke des Unternehmens gemeinsam bestimmen. Der Nachfolger erhält die Möglichkeit, das Unternehmen, die Stärken und Schwächen, aber auch die Potenziale und Chancen zu erkennen, und der Altunternehmer kann seine Eignung im Praxistest überprüfen. Ein derartiges Konstrukt bezeichnen wir als Idealfall, weil es hier gelingt, Unsicherheiten bei allen Beteiligten abzubauen und Entscheidungen nachhaltig abzusichern. Dies kann auch in kleineren Unternehmen gut gelingen, wenn die Beteiligten in der Integrationsphase einen gewissen Gehaltsverzicht üben und das Unternehmen Mehrkosten in Höhe von mehreren Tausend Euro für eine Übergangszeit auch verträgt. Dazu gehört natürlich auch, dass die Mitarbeiter über die Pläne zur Integration eines weiteren Geschäftsführers, der später das Unternehmen übernehmen soll, informiert werden.

Vom Inhaber zum Berater

Wenn der Nachfolgeprozess gut geplant und umgesetzt ist, sollte zum Zeitpunkt der Übergabe jede der folgenden Fragen beantwortet sein:

  • Was will ich für mich selbst?
  • Bin ich bereit loszulassen?
  • Welche Vorstellungen habe ich für meinen Ruhestand?
  • Was will ich für mein Unternehmen?
  • Wann soll eine Übergabe stattfinden?
  • Kommt eine Tätigkeit als Mentor in Frage?

Unweigerlich hat ein Nachfolger, allein schon weil er aus einer anderen Generation kommt, andere Vorstellungen von der Führung und Entwicklung der Firma. Im Rahmen der Übergabe muss der Altunternehmer auch seinen Rückzug planen. Dazu gehört auch, die Entscheidungsbefugnis an den Nachfolger zu übertragen und seine Entscheidungen und Maßnahmen zu akzeptieren – auch wenn er anderer Meinung ist. Der bisherige Chef muss hier auch lernen, über seinen Schatten zu springen, und sich in manchen Dingen in Geduld üben. Der alte Chef muss es in der Übergabephase schaffen, sich Stück für Stück aus dem Unternehmen zurückzuziehen und sich vom Entscheider zum Coach des Nachfolgers zu wandeln. Sicherlich ist dies kein leichter Veränderungsprozess. Aber auch hier liegen die Notwendigkeit und die Vorteile ­eines geplanten und langfristig orientierten Vorgehens auf der Hand.

Symbolische Schlüsselübergabe

Von großer Bedeutung ist der offizielle Abschluss des Projektes Unternehmensnachfolge. Wir sprachen wiederholt von psychologischen Aspekten. Eine symbolische Schlüsselübergabe zeigt allen Geschäftspartnern, Mitarbeitern und den Unternehmerfamilien, dass der Übergabeprozess abgeschlossen ist und die Kompetenzen auf den neuen Chef übergegangen sind. Ab sofort beginnt dann für das Unternehmen eine neue Zeitrechnung. Die Unternehmensübergabe steht am Ende des gesamten Prozesses der Unternehmensnachfolge und ist eines der wichtigsten Elemente. Schließlich geht es hier um die erfolgreiche Umsetzung der Nachfolgeplanung. Mit der Festlegung des internen Nachfolgers bzw. Zahlung des Kaufpreises fängt die Arbeit zur erfolgreichen Unternehmernachfolge erst an. In der Übergabephase gewinnt der Übernehmer zunehmend an Profil und Kompetenz, Führungsstärke und Vertrauenswürdigkeit und Verantwortlichkeiten werden sukzessive vom Altunternehmer übernommen. Nur so gelingt es, Sicherheit und Kontinuität zu vermitteln und die Unternehmensnachfolge zu einem Erfolg zu machen.

Die finale Übergabe

Die Regelung der Unternehmernachfolge ist eine der wichtigsten Maßnahmen in Unternehmen. Für familiengeführte SHK-Unternehmen stellt sich diese Aufgabe im Durchschnitt alle 20 bis 30 Jahre und entsprechend wenig Übung hat der Unternehmer, um diese Herausforderung mit der Meisterlichkeit zu gestalten, wie er sein Handwerk im Griff hat. Egal ob die Kinder (bei nur noch 40 % der Nachfolgesituationen ist dies der Fall) oder ein Externer die Nachfolge antritt. Der Erhalt und die positive Weiterentwicklung der Firma ist das oberste Ziel. Damit der Generationswechsel gelingt, muss er wie ein großes Bauprojekt geplant und die einzelnen Projektphasen müssen professionell gestaltet und umgesetzt werden.

Jedes Unternehmen ist einmalig und stark durch die Person der Eigentümerfamilie geprägt. In dieser Einmaligkeit liegt die Herausforderung, denn es ist unmöglich, für etwas Individuelles eine pauschale Lösung zu finden. Nur die frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema, die professionelle und nachhaltige Planung und Durchführung der einzelnen Prozessschritte, von der ersten Orientierung (inklusive der Fragestellung nach der eigenen Lebensplanung) bis zur finalen Übergabe an den Nachfolger, garantieren den Erfolg der Mission Generationswechsel.

Info

SBZ-Artikelserie zur Unternehmensnachfolge

Teil 1: Grundlagen und Prozesse SBZ 16-17/13

Teil 2: Alternativen der Regelung SBZ 18/13

Teil 3: Wege zum Unternehmenswert SBZ 19/13

Teil 4: Motive von Unternehmenskäufern SBZ 20/13

Teil 5: Erfolgsfaktoren, die Käufer interessieren – interne Faktoren SBZ 21/13

Teil 6: Erfolgsfaktoren, die Käufer interessieren – externe Faktoren SBZ 22/13

Teil 7: Nachfolge richtig kommunizieren SBZ 23/13

Teil 8: Übergang zum Nachfolger gestalten SBZ 24/13

Die gesamte Artikelserie finden Sie auch unter:

https://www.sbz-online.de/themen

Autoren

Uwe Wenzel ist ­Geschäftsführender Gesellschafter bei der Ewald W. Schneider KG, 27624 Bad Bederkesa, Telefon (01 51) 52 44 20 26, E-Mail: uwe-wenzel@ewald-w-schneider.de

Ewald W. Schneider ist Gründer und ­Leiter der Unter­nehmensberatung Ewald W. Schneider sowie Partner und Gesellschafter der Ewald W. Schneider KG, 27624 Bad ­Bederkesa, Telefon (01 71) 3 66 54 82, E-Mail: info@ewald-w-schneider.de