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Der Waschplatz im Mittelpunkt

Die Diva des Bades

Individuell soll der Waschtisch sein – von verrückt bis praktisch, und dabei den unterschiedlichsten Anforderungen entsprechen. Er wird vom Bauherren meistens zuerst ausgesucht und gleich bei der Auswahl wird deutlich – jedes Bad ist so individuell wie seine Nutzer. Mit dem Waschplatz werden einige der wichtigsten Entscheidungen bei der Badplanung getroffen. So müssen neben den Raumstrukturen auch Symmetrien und Lichteinfall beachtet werden. Material, Farbe und Fliese mit Fugenschnitt sollten aufeinander abgestimmt sein.

Design oder Komfort?

Nicht jeder Waschtisch ist für alle geeignet. Welcher Waschtisch eher zu Singles, Familien mit Kindern oder älteren Kunden passt – eine Unterteilung in Kundengruppen ist anhand des Designs nur schwer vorzunehmen. Die Geschmacksrichtungen von zurückhaltend, kühl, ausdrucksstark bis hin zu romantisch und verspielt sind gruppenübergreifend. Die Balance zwischen Komfortanspruch und Design ist ein stärkeres Indiz dafür, ob sich eine Kombination für einen Mehrpersonenhaushalt und für unterschiedliche Altersgruppen eignet (das sog. Universal-Design) oder mehr für einen Single in seiner Lebensmitte. Übrigens: Alle in diesem Beitrag gezeigten Waschplatzlösungen sind keine Studioproduk­tio­nen, sondern wurden in der hier gezeigten Form in den letzten zwei Jahren realisiert.

Singlebad ohne Kompromisse

Wenn die Ansprüche von nur einer oder zwei Personen erfüllt werden müssen und der Komfortgedanke in Bezug auf Pflege und Nutzen in den Hintergrund rückt, dann ist bei der Singlebadplanung die Entscheidung pro Design schnell getroffen. Ein Flachwaschtisch (Alape) in einer lackierten Holzkonsole kombiniert mit einer Mem Waschtischarmatur ergibt ein sehr reduziertes und aufgeräumtes Bild, abgerundet mit einer Betonfliese im Hintergrund und einem schlichten großflächigen Spiegel (Bild 1). Den Bauherren war in diesem Fall das Design wichtiger als nützliche Stauraummöglichkeiten. Hier werden die benötigten Artikel aus einem Schrank vor dem Bad entnommen und nach Benutzung wieder eingeräumt. Ein Abwischen der Waschtischplatte gehört ebenso zum Alltag wie der Genuss der Optik und das natürliche Wasserplätschern auf einer nahezu geraden Aufprallfläche.

Kinderbad im Wandel

Die Zeiten von bunten Armaturen und Giraffenbildern auf den Fliesen sind vorbei. Kinderbäder werden heute mit dem Anspruch belegt, zeitlos zu wirken. Gerne wird ein Akzent mit Farbe auf leicht veränderbare Flächen gesetzt. Eine Teilverfliesung bietet die Möglichkeit Wände bunt zu streichen oder mit aufgemalten Comicfiguren zu akzentuieren. Die Kids freuen sich darüber und wenn sie dem Alter entwachsen sind, ist schnell eine Änderung vorgenommen. Die Raumaufteilung ist besonders unter dem Gesichtspunkt der Nutzung durch mehrere Personen zu betrachten, die alle Platz für sich beanspruchen. Die Bewegungsflächen sollten sich nicht unnötig überschneiden, ein ausgelagertes WC ist sinnvoll (Bild 2). Je nach Alter der Kinder ist eine Größenanpassung empfehlenswert. Auch die Kleinen freuen sich, wenn sie einen Blick in den Spiegel werfen können. Die üblichen Spiegelunterkanten von 125 cm sind für die Kids in den ersten Jahren nicht nutzbar. Ein Waschtischunterschrank wird später einmal wichtig und sollte nachrüstbar sein, kleine Kinder bevorzugen offene aber gut erreichbare Ablagen. Eine einfache Möglichkeit ergibt sich durch den Einsatz eines höhenreduzierten Waschtisch­elementes (Bild 3). In diesem Fall wird eine großzügige Wandnische gebaut. Die Ablagenhöhe ist auf 100 cm reduziert und somit für die Kleinen gut erreichbar. Auf der Nischenrückwand ist ein einfacher Spiegel verklebt, die Leuchten werden in die beiden Seitenwangen eingelassen und spenden ausreichend Licht. Nutzkomfort für die Kleinen, optische Großzügigkeit für die Großen. Falls nötig, kann hier später ein Einbauspiegelschrank für zusätzlichen Stauraum sorgen.

Einzel oder Doppel?

Die Anzahl der Badbenutzer, ihre Gewohnheiten und auch die Platzverhältnisse bestimmen, wie viele Waschplätze geschaffen werden. Ist mehr als einer gewünscht, so können zwei gleichartige sinnvoll im Raum verteilt (das muss nicht nebeneinander sein) oder ein Doppelwaschtisch verwendet werden (Bild 4). Bei dieser Mineralgussanlage steht jedem Partner seine eigene Waschmulde zur Verfügung, die gleichzeitig genutzt werden kann. Die getrennten Auszüge sorgen für eine störungsfreie Bedienung. Der Einbauspiegelschrank (Keuco Royal Modular) rundet den sehr komfortablen und trotzdem geradlinig anmutenden Waschplatz ab.

Eine Möglichkeit bei verringertem Platzangebot sind breite Waschbecken, die bei einer großen Waschkumme den Einsatz von zwei Armaturen ermöglichen (Bild 5). Der 120 cm breite Porzellanwaschtisch Keramag Icon lässt sich mit ein oder zwei Armaturen auf dem Waschtisch oder in der Wand ausrüsten. Flache Auszüge bieten Stauraum und bewahren trotzdem die schlanke Silhouette der Anlage. Die asymmetrische Anbringung von Leuchte und Ablagebord binden den seitlichen Hochschrank in das Gesamtbild mit ein.

Materialvielfalt spielend ­kombinieren

Die Kombinationsmöglichkeiten mit Auflageflächen, Möbel und Accessoires lassen gestalterischen Spielraum für eigenwillige Lösun­gen. Gerne werden die aktuellen kubischen Formen in geschliffener Ausführung auf Waschtischplatten aus Holz, Fliesenablagen oder Glas gesetzt. Die Möblierung unterhalb der Konsolenplatte mit Auszugschränken kann durchgängig oder aufgelockert mit einzelnen Schränken und Ablagen oder Handtuchhaltern gestaltet werden (Bild 6).

Waschtische werden mittlerweile aus einer Vielzahl von Materialien hergestellt. Die traditionell Keramik stößt an ihre Grenzen, wenn es um die Gestaltung von großflächi­gen oder sehr filigranen Waschelementen geht. Mineralguss ist ein beliebtes Material, aus dem zumeist die Möbelhersteller Waschtische in großen Breiten, ausgefallenen Formen und in Sonderanfertigungen anbieten, um allen Kundenwünschen gerecht zu werden. Die Tatsache, dass Waschkumme und Ablagefläche aus „einem Guss“ gearbeitet sind, die Maßgenauigkeit auch einen sauberen Wandanschluss ermöglicht, begeistert sowohl die Bauherren wie auch die Bäderbauer (Bild 7). Andere Materialien der Waschbecken wie Beton, Stein oder Holz erweitern das Programm.

Komfortwünsche ­erfragen

Einige weitere Komfortgedanken sollten im Gespräch mit den Bauherren bei der Wahl des richtigen Waschplatzes bedacht werden. So banal es klingt – es ist wichtig zu bedenken, was alles in der Waschkumme gewaschen werden soll und darauf zu achten, dass es problemlos zu erledigen ist. Haare waschen oder das Wasser stauen, um eine Nassrasur durchzuführen, ist nicht bei jedem Waschtisch machbar. Alte Gewohnheiten werden bei der Badplanung auf den Prüfstein gestellt. Werden sie beibehalten, sollten die Produkte die Funktion gewährleisten.

Ablageflächen direkt am Waschtisch werden häufig gewünscht. Ob nun aus praktischen oder rein optischen Gründen – wo möglich, ist der Wunsch umzusetzen. Geeignet sind überbreite Waschtische mit integrierter Ablage oder die zuvor erwähnten Konsolenanlagen (Bild 8). Die Nutzung im Sitzen ist für viele Menschen ein erweiterter Komfort, z.B. beim Schminken und Haare waschen. Oder bei Benötigung einer Hilfestellung bei eingeschränkter Bewegungsfähigkeit. Diverse Waschtischmodelle und Konsolenanlagen werden mit seitlicher Möblierung angeboten, ohne einen Krankenhauscharakter hervorzurufen. Die Spiegelsituation sollte dann so gestaltet sein, dass eine problemlose Sicht auch im Sitzen ermöglicht wird.

Die Wahl der Armaturen geht optisch und funktional mit der Waschtischwahl einher. Ob als Standarmatur auf dem Waschtisch oder als elegantes Wandmodell – mittlerweile haben die meisten Hersteller eine Bandbreite von Varianten im Programm. Allerdings ist bei ausgefallenen Kombinationen darauf zu achten, wo der Wasserstrahl in der Waschkumme auftrifft, um eine sinnvolle Nutzung zu gewährleisten und unnötiges Zurückspritzen zu vermeiden.

Spieglein, Spieglein an der Wand

Spiegel gehören in das Badezimmer – aber der Einsatzort, die Form, die Größe und die Beleuchtung sind individuell. Die Breite der Waschtischanlage bestimmt häufig die Spiegelgröße. Zu beachten ist die Möglichkeit, die Raumstruktur durch den Spiegel zu beeinflussen, etwa durch die vergrößernde ­Wirkung (Bild 9). In diesem Bauvorhaben ist die Duschzone mittels einer Zwischenwand vom Bad abgeteilt, vor der sich die Waschsäule präsentieren kann. Eine raumvergrößernde Wirkung ist hier sinnvoll. Die Spiegelfläche am Auszugschrank spielt mit der im rechten Winkel dazu angebrachten groß­zügigen Spiegelfläche der Waschtischwand. ­Eine Querleuchte begrenzt nach oben und spendet ausreichend Helligkeit. Der aufgesetzte beleuchtete Kosmetikspiegel garantiert perfektes Schminken. Der Spiegel wird zum gestalterischen Raumelement. Zu beachten ist, dass sich kein Hotelcharakter einschleicht – das nimmt jedem Privatbad seinen Charme.

Die Beleuchtung geht mit der Spiegelwahl einher, da diese beiden Elemente häufig zusammen angeboten werden. Seitliches Licht vermeidet unnötige Schattenbildung bei der täglichen Kosmetik, aber auch eine indirekte Beleuchtung nach oben und/oder nach unten gibt vielen Waschtischlösungen eine besondere Note. Aktuell sind Neonleuchten sehr gefragt, weiterhin Halogenspots. Auch der Einsatz von LED wird künftig eine grö­ßere Rolle spielen.

Für Gäste gerne ausgefallen

Gäste-WCs fallen häufig etwas origineller aus. Die Räume sind kleiner als das Bad und die Bauherren mutiger. Das Gäste-WC ist entgegen seines Namens nicht nur Gästen vorbehalten, sondern durch die Lage neben den tagsüber genutzten Wohnräumen eigentlich das am meisten benutzte WC der Hausbewohner. Wer das verstanden hat, macht sich Gedanken über ein gutes Design. Der Waschtisch muss nur zum Händewaschen geeignet sein und Stauraum bieten für wenige Utensilien, Dekoration und kleine Handtücher. Oft finden sich hier bautechnisch ausgefallene Varianten (Bild 10). Ein ausgehöhlter Kieselstein wird mit einer Wandarmatur mit freiem Wasserfall (Dornbracht Mem) kombiniert und vermittelt das Gefühl von Waschen an einem Gebirgsbach in der Natur. Der Travertin der Konsolenplatte findet sich spärlich eingesetzt in der Wandgestaltung wieder, abgerundet mit einem cremigen Vanilleputz.

Nebenrollen spielen die Waschtische nie. Unsere eigentliche Waschkumme tritt manchmal in den Hintergrund, wenn bautechnische Gegebenheiten es erfordern (Bild 11). In ei­nem historischen Hotel wird ein Zimmer mit offenem Bad umgebaut. Der Wohnraum ist von historischen Balken geprägt. Dieses Raum­element wird aufgegriffen und ein Balken als Trägerelement für eine filigrane Waschschüssel genutzt. Eine transparente Glasplatte bietet die nötige Ablagefläche, aber auch den Blick auf das ursprüngliche Material, auf dem der Waschtisch steht. Den Auftritt einer Diva beherrscht nur der Waschtisch – das Herzstück des Badezimmers. Und es gibt sogar ein gleichnamiges Modell (Bild 12). In diesem Bad hat die Bauherrin den langgehegten Traum eines schwarzen Badezimmers verwirklicht. Der elliptische Mineralgusswaschtisch thront auf dem schwarzen Lack-Unterschrank vor einer schwarzen Fliese mit Platinornamenten. Der Boden ist mit schwarzen Feinsteinzeugplatten ausgestattet, die Wände großflächig mit schwarzem Marmorino verputzt. ­Eine freistehende Wanne in gleicher Form rundet das Ambiente ab. Ein bisschen Hollywood. Der Name ist Programm.

Tipp

Individuelle Komfort­ansprüche berücksichtigen

Bei der Badplanung ist es hilfreich, nach Gewohnheiten der künftigen Benutzer zu fragen. Etwa ob die Haare im Waschbecken gewaschen werden, Wasser für eine Nassrasur gestaut werden soll. Hieraus ergeben sich oft Besonderheiten, die die Auswahl der Produkte einschränken.

Benutzerabhängige Höhen einbeziehen

Eventuell einfachen Umbau ermög­lichen (Kinder, barrierefrei)

Nutzbarkeit im Sitzen überprüfen

Designanspruch beachten

Checkliste

Raumaufteilung

Der Waschtisch sollte auf den ers­ten Blick sichtbar sein

Waschtisch als Einrichtungselement in Szene setzen

Wie viele Waschmulden sind nötig?

Doppelwaschtisch oder einzelne Waschtische im Raum verteilt?

Stauraummöglichkeiten am Waschtisch prüfen

Weitere Stauraummöglichkeiten im Raum schaffen

Aktiv- und Passivzonen des Bades berücksichtigen

Funktionen

Wasserstaufunktion gewünscht?

Ablageflächen großzügig planen

Ausreichend Steckdosen in sinnvoller Position (Fön, elektrische Zahnbürs­te) vorsehen

Handtuchhalter nicht vergessen

Notwendige Accessoires wie Seifen­schale, Seifenspender und Glashalter berücksichtigen

Soll der Waschtisch auch im Sitzen genutzt werden?

Ist ein separater Schminkplatz gefragt?

Spiegel und Licht

Kann die Spiegelwirkung zur optischen Vergrößerung des Raumes beitragen?

Spiegel oder Spiegelschrank? Einbauvariante oder Aufbaumodell?

Funktionslicht am Waschplatz?

Einsatz eines beleuchteten Kosmetikspiegels als Wand- oder Standmodell?

Raumbeleuchtung und Akzentbeleuchtung auf die Raum­planung abstimmen

Bad mit beleuchteten Nischen und indirektem Licht akzentuieren

Harmonie im Raum

Anpassung Fugenschnitt mit Waschtischproportionen und Armaturen­position kombinieren

Wiederkehrende Materialien vom Boden über Waschtischplatten, Ablagen bis zu den Fensterbänken vorsehen

Waschtisch und Stauraum auf­einander abstimmen

Farb- und Materialabstimmung von Wand- und Bodenbelägen

Symmetrien des Raumes aufnehmen und in die Formensprache der Ausstattungsgegenstände übertragen

Autor

Innenarchitektin ­Andrea Stark ist Badcenter-Lei­terin des Großhandelshauses Richter + Frenzel in Köln. Mit ihren planerischen Fähigkeiten konnte sie als Siegerin beim SBZ-Bad-Kreativ-Wettbewerb überzeugen. Richter + Frenzel, 50825 Köln, Telefon (02 21) 54 042 41, E-Mail: andrea.stark@r-f.de, https://www.richter-frenzel.de/

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